Anfang der Siebziger Jahre begannen bei der BVG-West Bestrebungen, einen modernen U-Bahnzug zu entwickeln, der als Nachfolger der Baureihen D und DL gedacht war.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Im Oktober 1973 stellte die BVG der Öffentlichkeit einen neuen Doppeltriebwagen als Prototyp vor, der bei Orenstein & Koppel gebaut wurde. Viele Dinge wurden gegenüber der Baureihe D geändert: Anstatt eines 28-stufigen Nockenschaltwerks wurde ein 35-Stufen-Schaltwerk verwendet. Dies gestattete ein ruckfreieres und vor allem extrem zügiges Anfahren, was auch auf den All-Achs-Antrieb zurückzuführen ist. In der Tat sind die Beschleunigungswerte beachtlich: Von Null auf 70 in 14 Sekunden. Man ist bei derartigen Beschleunigungen gezwungen sich als stehender Fahrgast irgendwo festzuhalten! Dank entsprechender Sende- und Empfangsanlagen können diese Züge vollautomatisch gesteuert werden. (Linienzugbeeinflussung LZB 500)
Der Fahrgastraum wurde heller gestaltet und erhielt erstmalig serienmäßig Quersitze nach Hamburg/Münchner Vorbild. Auf die Umklappmöglichkeit der Führerraum-Trennwand wurde verzichtet, davon wurde bei den D/DL-Wagen eh kaum Gebrauch gemacht. Die bei den D/DL-Wagen übliche Verkleidung der Innenräume mit Holzimitat wich Resopalplatten in hellen Grautönen. Als Beleuchtung wählte man durchgehende Neonlichtbänder. Die Türen, wie bisher drei Stück je Wagenseite, sind ebenfalls moderner: Sie öffnen sich nach Hebelbetätigung per Druckluft selbsttätig und sind während der Fahrt ständig verriegelt. Neu ist auch eine Haltestellen-Ansage von einer Tonband-Kassette. Die Stirnfront wurde ebenfalls etwas glattflächiger, dadurch dass die Kante über den Stirnfenstern wegfällt. Auf Zierkanten wurde generell verzichtet.
1974 wurden die Serienwagen in Dienst gestellt, die mit dem Prototyp von 1973 nahezu identisch sind.
Baureihe F74.0 (Prototyp)
Gebaut 1973 bei Orenstein & Koppel
Anzahl: 1 Einheit bestehend aus 2 Wagen
Wagennummern: 2500/2501
(mit Einrichtungen für den automatischen Zugbetrieb auf der U9)
Baureihe F74
Gebaut 1974/75 bei Orenstein & Koppel
Anzahl: 27 Einheiten bestehend aus 54 Wagen
Wagennummern:
F74.1: 2502/2503 - 2528/2529
F74.2: 2530/2531 - 2548/2549
F74.3: 2550/2551 - 2554/2555
(sämtlich mit Einrichtungen für den automatischen Zugbetrieb auf der U9)
Die LZB-Einrichtung wurde im Jahre 2000 wegen Veralterung entfernt. Die F74 werden heute vornehmlich auf der U5, U8 und U9 eingesetzt.