Die Baureihe E III und ihre Vorläufer
Die U-Bahnzüge der BVG-Ost für die Linie E
Im September 1945 mußte die damals noch einheitliche BVG 120 U-Bahnwagen der Bauart C an die Sowjetunion abgeben. Die restlichen in Berlin verbliebenen C-Wagen wurden auf den später zur BVG-West gehörenden Linien C und D konzentriert. 80 Triebwagen der Bauart A-I wurden für den Betrieb auf der Linie E hergerichtet, in dem ihnen unter anderem seitliche Bohlen zum Breitenausgleich angebaut wurden. Auch die Stromabnehmer mußten der Großprofilnorm angepaßt werden. Sie stammten übrigens von den abtransportierten C-Zügen. Selbstverständlich war dies nur als Provisorium gedacht, bis zu dem Moment, wo es der BVG wieder möglich sein sollte, echte Großprofilwagen für die Linie E zu beschaffen.
Bereits 1952 gab es bei der inzwischen gegründeten BVG-Ost erste Planungsstudien für einen 18 Meter langen U-Bahntriebwagen auf Grundlage der U-Bahn-Bauart C. Bevor man mit der Entwicklung eines neuen Zugtyps beginnen konnte, waren genaue technische Unterlagen für geeignete U-Bahnwagen erforderlich, denn über diese verfügte die BVG-Ost nicht. Hierzu wandte man sich Anfang der 50er Jahre an die BVG-West. In der BW Seestraße konnten die Mitarbeiter der BVG-Ost daraufhin eine technische Dokumentation eines C-Wagens erstellen. Anhand dieser Unterlagen war es nun möglich hier aufbauend einen neuen U-Bahnwagen zu entwickeln. Man wollte bewußt einen eigenen U-Bahnwagen entwerfen, der mit heimischer Technik ausgerüstet war, um sich in Zeiten des Kalten Krieges eine Unabhängigkeit gegenüber der BVG-West und deren Zuliefer-Industrie zu bewahren.
Die beiden Baumusterwagen des Typs E
Im Jahre 1952 begann die BVG-Ost mit der Entwicklung eines U-Bahnwagens für die Linie E. Während die BVG-West zeitgleich neuen Fahrzeug-Konzepten folgte (Doppeltriebwagen), blieb die BVG-Ost bei dem Triebwagen-Beiwagen-Prinzip, wie es bereits bei den CII-Wagen im Jahre 1929 zur Ausführung kam. Die BVG-Ost erhoffte sich hierdurch eine größere Freiheit in der Fahrzeug-Disposition, da es mit solchen Zügen möglich wäre 2-6-Wagenzüge zu bilden.
Zunächst wurden nur zwei Triebwagen als Baumuster gebaut, die nach ihrer Fertigstellung ausgiebig getestet werden sollten.
Die beiden Wagen wurden ab 1955 in Ammendorf gebaut und im Dezember 1956 nach Hennigsdorf überführt. Dort wurden die Wagen technisch komplettiert und anschließend nach Ammendorf zurückgebracht. Dort fand der Endausbau und die abschließende Lackierung nach Vorgaben der BVG-Ost statt. Mittels Straßentransport durch die Stalinallee trafen die beiden Wagen im August 1957 in der U-Bahn-BW Friedrichsfelde ein.
Im Übrigen wurden diese Wagen bis Oktober 1956 noch als "18-Meter-Wagen" bezeichnet, erst seither tragen sie die Bezeichnung "Typ E I". Dies erfolgte in Abstimmung mit der BVG-West, die ihren Neubauzug als "Typ D" bezeichneten.
Bei den Wagen des Typs E handelt es sich um vierachsige Fahrzeuge, die je Wagenseite über vier pneumatisch zu schließende Doppel-Taschen-Schiebetüren verfügen. Entgegen der Tradition verzichtete die BVG-Ost auf eine Schlupftür in der Stirnfront, da die Notwendigkeit einer Schlupftür auf der Linie E nicht gegeben war. Dennoch erhielten die Wagen eine Schlupftür am Kurzkuppelende des Wagens.
Jeder Wagen erhielt vier Fahrmotoren in Tatzlagerbauart mit einer Leistung von je 100 KW, womit die Leistung der CIII-Züge sogar noch überboten wurde. Wie bei den CIII-Zügen war mit dem EI-Zug auch ein elektrisches Bremsen möglich. Zusätzlich verfügte der Zug über eine Druckluftbremse. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass dieser Zug so konstruiert war, dass das Durchfahren von Kurvenradien bis zu 60 Meter (etwa im Waisentunnel) möglich war. Eine Eigenschaft, die bei den späteren EIII-Serienzügen nicht mehr gegeben war, wie sich 1990 bei einem Versuch zeigte.
Im Wageninneren ging man althergebrachte Wege: Die Wagen erhielten längslaufende mit Kunstleder bezogene Sitzbänke. Die Wände wurde mit Holz vertäfelt. Der Führerstand, durch eine Schiebetür vom Fahrgastraum erreichbar, erstreckte sich über die gesamte Wagenbreite.
Zwischen den beiden Musterwagen gab es im Wageninneren Unterschiede: Ein Wagen erhielt grüne Polstersitze und einen grünen Linolium-Fußboden. Der andere Wagen bekam einen braunen Linoliumboden und rote Sitzpolster.
Jeder Wagen erhielt einen Führerstand. Der Fahrerplatz war mittig angeordnet, wobei dem Fahrer ein freistehender (und nicht befestigter !) Drehstuhl zur Verfügung stand. Ein weiterer Sitz, als Klappsitz konstruiert, stand dem Zugbegleiter zur Verfügung. Als Zutritt standen dem Fahrpersonal zwei seitliche von Hand zu bedienende Schiebetüren und eine rückwärtige Tür zum Fahrgastraum zur Verfügung.
Am 6. Oktober 1958 wurde der Zug nach der bahnamtlichen Abnahme der Öffentlichkeit vorgestellt. In dieser Zeit fanden zahlreiche Probefahrten auf der Linie E statt, die leider nur selten völlig störungsfrei verliefen. Auch Fahrgastfahrten fanden statt. Schnell jedoch zeigten sich erhebliche Schwächen des Zuges. Die Schwächen lagen vor allem in der elektrischen Steuerung des Zuges, sowie in der Druckluftanlage. Einige dieser Schwachpunkte sollten von der Zuliefer-Industrie noch abgestellt werden, andere Schwächen lagen schlicht in der Bauart der Konstruktion. Zwei Punkte kamen noch erschwerend hinzu: Der Zug bestand nur aus zwei Triebwagen, Beiwagen fehlten noch völlig. Somit konnte der E-Zug keinen Alt-Zug vollwertig ablösen. Zum zweiten hatte ein einzelner Wagen dieses Zuges das enorme Gewicht von 39 Tonnen, selbst die C-Wagen lagen mit 32-33 Tonnen erheblich darunter. Hierdurch hatten die Züge einen enormen Strombedarf.
Im Laufe des Jahres 1961 wurde dieser Zug aufgrund der vorgenannten Schwächen abgestellt.
Die BVG-Ost dachte noch bis 1965 über eine Reaktivierung und technische Überarbeitung des Zuges nach. Auch sollten entsprechende Beiwagen als Neubauten beschafft werden.
1965 schließlich, die ersten E III-Züge waren bereits im Einsatz, wurde die Reaktivierung der E I-Wagen nicht mehr weiter verfolgt. Beide Wagen erfüllten als Lager- und Aufenthaltsräume in Friedrichsfelde noch über Jahre ihren Dienst. 1988 schließlich wurden beide Wagen verschrottet.
Baureihe E I: (Baumuster)
Gebaut 1956-57 von VEB Waggonbau Ammendorf (bei Halle/S.), Elektrik von LEW Hennigsdorf
Anzahl: 2 Triebwagen
Wagennummern: 1400, 1402
1961 abgestellt, 1988 verschrottet.
Die Planungsstudie E II
Noch bevor der Baumusterzug E I auf den Gleisen der Linie E stand, gab es schon Planungsunterlagen für einen Serientyp als Nachfolger des Baumusterzuges.
Er sollte sich technisch an dem Baumusterzug E I orientieren und sich äußerlich nur in wenigen Details unterscheiden. Zum Beispiel sollten die Stirnwandscheiben leicht geneigt werden, wie dies auch bei den "Doras" im Westen der Fall ist. Wesentlich tiefgreifender sollten die technischen Unterschiede sein, da sich schon damals zeigte, dass der Baumusterzug viel zu schwer war. Somit wurde konsequent an einer Gewichtsreduzierung gearbeitet. Es war vorgesehen und mit der Zulieferindustrie der DDR vereinbart, dass der Prototyp E II gegen 1964 fertig sein sollte. Ab 1965 sollten die Serienwagen für die Linie E geliefert werden. Man schloß eine Exportversion dieses Wagentyps für andere U-Bahnbetriebe nicht aus.
Aufgrund politischer Vorgaben und anderer Prioritäten wurde die Planung an diesem Zugtyp um 1962 eingestellt.
Baureihe E II
nie gebaut; Planungsstudie
1962 verworfen.
Die Serienlieferungen des Typs E III
13. August 1961: Die DDR-Regierung riegelt mit Hilfe der NVA und der Kampfgruppen die Grenze ab. Dies hatte unbeabsichtigt Folgen für die BVG-Ost. Die Situation war folgende: In der Betriebspause, der Nacht vom 12. zum 13. August waren 138 Wagen der Bauarten A I und A II auf der Kleinprofillinie A im Ostsektor abgestellt. Mit diesem Bestand mußte in der ersten Zeit nach dem Mauerbau die BVG-Ost auf der Linie A auskommen. Noch dazu verschoben sich bedingt durch den Mauerbau die Verkehrsströme im nördlichen Berlin; Auch die Linie A hatte nun erheblich mehr Fahrgäste vor allem im Bereich Schönhauser Allee - Alexanderplatz aufzunehmen. Dies war mit dem vorhandenen Wagenpark kaum zu bewältigen. Es bestand also dringend der Bedarf nach zusätzlichen Kleinprofilzügen für diese U-Bahnlinie. Im Gegenzug standen auf der Linie E geeignete Kleinprofilzüge zur Verfügung, die für die Linie A frei wären, wenn es für die Linie E geeigneten Ersatz gäbe.
Die Entwicklung des Typs E II dagegen befand sich aber noch in einem frühen Stadium, wie schon geschrieben, ein wirksamer Ersatz war auf der Linie E erst ab 1965 möglich. Erst dann würden die Kleinprofil-Züge von der Linie E zur Verfügung stehen. Das dauerte zu lange.
Vom Verkehrsministerium der DDR wurde daher festgelegt, dass U-Bahnwagen aus Brauchteilen von alten S-Bahnwagen zu bauen waren. Bedingt durch den S-Bahnboykott in West-Berlin standen einige S-Bahnzüge bereit, die zu diesem Zweck herangezogen werden konnten. Dies alles war für die BVG-Ost eine unbefriedigende Lösung, in sofern aber akzeptabel, da hiermit der Wagenengpaß bei der U-Bahn relativ zügig abgewendet werden konnte.
Im Sommer 1962 bereits begannen die Arbeiten an dem neuen U-Bahnwagen.
Zunächst wurden die alten S-Bahnwagen in Schöneweide zerlegt und die Grundplatte für die Aufnahme des neuen Wagenkastens vorbereitet. Anschließend begann der Aufbau eines neuen Wagenkastens.
Die 1. Lieferung (umgangssprachlich: E III.1):
Die Wagen dieser Lieferung waren zu Trieb- und Beiwagen kurzgekuppelt und sollten demzufolge betrieblich stets zusammen laufen. Die Wagenkästen haben eine Länge von 17,44 Meter Länge und entsprechen mit 2,58 Meter dem Berliner Großprofil. Je Wagenseite verfügt ein Wagen über vier pneumatisch schließbare Doppel-Taschen-Schiebetüren mit den charakteristischen Schlaufen-Türgriffen von der S-Bahn! Der Triebwagen verfügt über einen Führerstand, der sowohl vom Fahrgastraum aus durch eine Schiebetür als auch von der linken von außen zu betreten ist. Bedingt durch die Fensteranordnung in der Front ist der Fahrerplatz gegenüber den E I-Zügen leicht nach rechts gewandert. Am Kurzkuppelende verfügen die Wagen über Schlupftüren. Achsen und Drehgestelle sowie Antriebs- und Bremskomponenten wurden von den S-Bahnwagen übernommen. Das Wagenkasten-Leergewicht konnte bei diesen Zügen gegenüber den E I-Zügen von 39 auf 35 Tonnen gesenkt werden. Ein Beiwagen wiegt 25 Tonnen.
Bereits im Dezember 1962 waren die ersten drei Einheiten bestehend aus Trieb und Beiwagen fertiggestellt. Zunächst fanden einige Probefahrten im RAW Schöneweide statt. Am 7. Januar 1963 wurde die erste Einheit per Straßenroller zur BW Friedrichsfelde transportiert. Bald darauf fanden erste Probefahrten auf der Linie E statt. Hier zeigte sich, dass die von der S-Bahn stammenden Radreifen für den Einsatz bei der U-Bahn völlig ungeeignet waren. Sie mußten ausgetauscht werden. Ebenfalls zeigten sich schwerwiegende Probleme mit den Bremsen, die die Techniker der BVG-Ost noch Monate beschäftigten.
Am 1. April 1963 wurden die Neuschöpfungen des Typs E III der Öffentlichkeit vorgestellt. Ab etwa Mai des selben Jahres kam der erste 6-Wagenzug in den Fahrgast-Einsatz. Im Januar 1965 kam die 19. und letzte Einheit dieses Zugtyps zur BVG-Ost.
Somit konnten in dieser Zeit die ersten Kleinprofilzüge der Bauart A IK von der Linie E abgezogen und für den Einsatz auf der Kleinprofillinie zurückgerüstet werden.
Baureihe E III 1. Lieferung (später E III-4 genannt)
Gebaut 1962-1964 bei RAW Berlin-Schöneweide,
VEB Waggonbau Ammendorf
Anzahl: 19 Triebwagen, 19 Beiwagen
Bestandteile aus S-Bahn-BR 168 "Bauart 1925"
Wagennummern:
1410 - 1446 (TW) sowie
1411 - 1447 (BW)
seit 1970:
101 002 - 101 038 (TW) sowie
151 003 - 151 039 (BW)
seit 1993:
1802 - 1838 (TW) sowie
1803 - 1839 (BW)
Die Nachbauwagen der 1. Lieferung (umgangssprachlich: E III.1)
Noch im Jahr 1965 wurden weitere drei Einheiten im RAW Schöneweide gebaut. Sie sind technisch und äußerlich zwar identisch mit den vor genannten 19 Einheiten, weichen in der Art der Entstehung aber etwas ab: Im Unterschied zu den voran gelieferten Wagen entstanden für diese Nachbauwagen völlig neue Bodengruppen. Technische Aggregate wurden auch bei diesen Wagen von der S-Bahn übernommen, allerdings wurden die Drehgestelle zuvor auf die Bedürfnisse der U-Bahn umgebaut und die übrigen Teile aus den aufgearbeiteten Lagerbeständen entnommen. Offiziell wurden drei S-Bahnzüge der Bauart "Stadtbahn" für diese U-Bahnwagen herangezogen, doch ist dies nur eine statistische Information, da die Bauteile -wie erwähnt- dem Lager entnommen wurden. Diese je drei Trieb- und Beiwagen wurden im Laufe des Jahres 1965 in Betrieb genommen.
Baureihe E III 1. Lieferung, Nachbau (später E III-4 genannt)
Gebaut 1965 bei RAW Schöneweide
Anzahl: 3 Triebwagen, 3 Beiwagen
Bestandteile statistisch aus S-Bahn-BR 165 "Stadtbahn"
Wagennummern:
1448 - 1452 (TW)
1449 - 1453 (BW)
seit 1970:
101 040 - 101 044 (TW) sowie
151 041 - 151 045 (BW)
seit 1993:
1840 - 1844 (TW) sowie
1841 - 1845 (BW)
Die Wagen der 2. Lieferung (umgangssprachlich: E III.2)
1966 erhielt die BVG-Ost weitere Wagen des Typs E III. Die Züge waren technisch identisch mit den Wagen der Nachbauserie der 1. Lieferung. Also: Auch hier waren die Wagenkästen völlige Neubauten. Wesentliche Aggregate wurden von der S-Bahn übernommen. Eigentlich sollten Neubaudrehgestelle verwendet werden, aber die DDR-Industrie hatte keine entsprechenden Kapazitäten. Somit stammen die Drehgestelle von Wagen der Bauart "Stadtbahn", die übrigen Aggregate von den 1963 abgestellten Zügen der Bauart 169, den ältesten damals noch existierenden S-Bahnzügen. Jene Beiwagen konnten nicht verwendet werden, obwohl dies kurzzeitig ernsthaft erwogen wurde: Sie waren 2-achsig. Daher sind die Beiwagen statistisch und nahezu auch wirklich Neubauten. Diese Züge wurden zwischen Oktober 1966 und Dezember 1968 geliefert und lösten die letzten A IK-Wagen auf der Linie E ab. Somit war die Linie E mit 36 Einheiten des Typs E III typenrein ausgestattet.
Baureihe E III 2. Lieferung (später E III-4 genannt)
Gebaut 1966-1968 bei RAW Schöneweide
Anzahl: 14 Triebwagen, 14 Beiwagen
Bestandteile aus S-Bahn-BR 169 "Oranienburg", Drehgestelle aus S-Bahn-BR 165 "Stadtbahn"
Wagennummern:
1454 - 1480 (TW)
1455 - 1481 (BW)
seit 1970:
102 050 - 102 076 (TW) sowie
151 051 - 151 077 (BW)
seit 1993:
1850 - 1876 (TW) sowie
1851 - 1877 (BW)
Die Wagen der 3. Lieferung (umgangssprachlich: E III.3)
Zwischen 1970 und 73 wurde die Linie E zum Tierpark verlängert. Dies erforderte eine Ergänzung des Wagenparks. Somit bestellten die BVB (die 1969 aus der BVG-Ost hervorgingen) vier Einheiten des Typs E III beim RAW Schöneweide. Zwischen September 1972 und Januar 73 konnten die neuen, mit den Vorgängern nahezu baugleichen Züge an die BVB ausgeliefert werden. Teilespender waren diesmal typenrein S-Bahnwagen der Bauart Stadtbahn.
Baureihe E III 3. Lieferung (später E III-4 genannt)
Gebaut 1972 bei RAW Berlin-Schöneweide
Anzahl: 4 Triebwagen, 4 Beiwagen
Bestandteile aus S-Bahn-BR 165 (275) "Stadtbahn"
Wagennummern:
103 080 - 103 086 (TW) sowie
153 081 - 153 087 (BW)
seit 1993:
1880 - 1886 (TW) sowie
1881 - 1887 (BW)
Die Wagen des Typs E III-4
Die BVB hatten auf der Linie E in der Zeit seit 1973 eine erhebliche Steigerung der Fahrgastzahlen festgestellt. Als Reaktion sollte der Zugtakt verdichtet werden. Dies war aber nur mit weiteren Zügen möglich. So wurden im März 1974 weitere Züge beim RAW Schöneweide in Auftrag gegeben. Das RAW beschäftigte sich zu dieser Zeit mit der Modernisierung von S-Bahnzügen. Hier wurden viele neue Erkenntnisse gewonnen. Während die modernisierten S-Bahnzüge die Fahrzeugfront der U-Bahnwagen in modifizierter Form bekam, erhielt die U-Bahn in diesen neuen Wagen viele für die S-Bahn entwickelte Bauteile. Die Wagenkästen waren wieder Neubauten, die Drehgestelle und Motoren stammten von S-Bahnwagen der Bauart Stadtbahn. Unter anderem wurde die Bordnetzspannung auf 110 V ausgelegt, wodurch viele Widerstände eingespart wurden. Außerdem wurde eine Sifa installiert, mit der später der Einmannbetrieb bei der U-Bahn möglich werden sollte. Die Türen erhielten eine optisch/akustische Türschließ-Warnanlage, wie sie bei den Gotha-Straßenbahnwagen selbstverständlich war. Außerdem war nun eine Lautsprecheranlage für Durchsagen vorhanden.
Da auch eine geänderte und verbesserte Scharfenberg-Kupplung zum Einsatz kam (zusammen mit der geänderten Niederspannungsanlage des Zuges) war ein Zusammenlauf mit den älteren E III-Wagen nicht mehr möglich.
Die neuen Züge wurden zwischen Oktober 1974 und April 1975 ausgeliefert.
Zwischen 1975 und 1982 wurden alle älteren Wagen des Typs E III (1.- bis 3. Lieferung) dem technischen Standard des Typs E III-4 angeglichen und künftig auch als solche bezeichnet. Seither war ein freizügiger Einsatz aller Einheiten wieder gegeben.
Baureihe E III-4
Gebaut 1974/75 bei RAW Berlin-Schöneweide,
VEB Waggonbau Ammendorf
Anzahl: 5 Triebwagen, 5 Beiwagen
Bestandteile aus S-Bahn-BR 165 (275) "Stadtbahn"
Wagennummern:
104 090 - 104 098 (TW) sowie
154 091 - 154 099 (BW)
seit 1993:
1890 - 1898 (TW) sowie
1891 - 1899 (BW)
Die Wagen des Typs E III-5
Im Dezember 1985 begannen die Arbeiten an neuen Wagen des Typs E III-5 für die BVB. Zunächst entstanden drei Musterzüge, die sich technisch erheblich von den bisherigen Zügen unterscheiden. Nur der Wagenkasten war mit den E III-4-Wagen identisch. Neu war unter anderem die 110 V-Fahrsteuerung, die Spurkranzschmierung, eine Funkanlage und eine statische Stromversorgung. All dies bewirkte eine völlige Veränderung der Anordnung der Aggregate im Fahrzeuginneren, damit verbunden auch eine Änderung des Fahrerplatzes.
Außerdem wurden die Wagen in der neuen, 1984 beschlossenen, Farbgebung versehen: Front und Türen: gelb, Seitenwände: weiß.
Im April/Mai 1986 wurden diese drei je aus Trieb- und Beiwagen bestehenden Einheiten an die BVB ausgeliefert.
In dieser Zeit begann der Bau weiterer 32 Einheiten. Sie wichen äußerlich ein wenig von den ersten drei gelieferten Einheiten ab: Auffallend ist der Zielschilderkasten, der nun nicht mehr auf dem Wagendach, sondern hinter einem der beiden Stirnfensterscheiben befindlich ist, die bei dieser Gelegenheit etwas vergrößert wurden. Die letzte Einheit erhielt eine geänderte Innendecke des Fahrgastraumes aus "Ekotal", wie sie auch bei der den modernisierten S-Bahnzügen in späterer Zeit oft zu sehen war.
Gegen Juni 1988 wurde dieses Lieferprogramm zunächst und ziemlich plötzlich abgeschlossen, da keine Spenderteile mehr von der S-Bahn zu bekommen waren. Ursprünglich sollten weitere 8 Einheiten gebaut werden, die, und das wäre neu und einmalig beim Typ E III, aus Trieb- und Steuerwagen bestanden hätten! Somit wäre ein 2-Wagen-Zugbetrieb in verkehrsschwachen Zeiten möglich geworden.
Baureihe E III-5
Gebaut 1986-89 bei RAW Berlin-Schöneweide
Anzahl: 35 Triebwagen, 35 Beiwagen
Bestandteile aus S-Bahn-BR 165 (275) "Stadtbahn"
Wagennummern:
105 100 - 105 168 (TW) sowie
155 101 - 155 169 (BW)
seit 1993:
1900 - 1968 (TW) sowie
1901 - 1969 (BW)
Die Wagen des Typs E III-5 (Nachbauserie)
Im Februar 1989 wurden nochmals einige Einheiten des Typs E III in Auftrag gegeben. Diese insgesamt sechs Einheiten wurden zwischen April und September 1990 ausgeliefert und waren mit den zuvor gebauten E III-5-Zügen baugleich. Die BVB mußten die letzten Wagen sogar in DM bezahlen! Nach Auslieferung dieser letzten Wagen wurde das E-III-Bauprogram beendet. Insgesamt entstanden seit 1963 je 86 Trieb- und Beiwagen dieses Typs.
Baureihe E III-5 (Nachbauserie)
Gebaut 1989/90 bei RAW Berlin-Schöneweide
Anzahl: 6 Triebwagen, 6 Beiwagen
Bestandteile aus S-Bahn-BR "Olympia" Bj.1935/36
Wagennummern:
105 170 - 105 180 (TW) sowie
155 171 - 155 181 (BW)
seit 1993:
1970 - 1980 (TW) sowie
1971 - 1981 (BW)
Weiterer Werdegang der E-III-Wagen
Im Januar 1991 wurde eine Einheit des Typs E-III im BVG-Gelb lackiert. Es folgten einige weitere Einheiten, die so umlackiert wurden. In der ersten Zeit hatten die Wagen aber noch ihre 7-stellige Wagennummer behalten. Erst 1993 erhielten alle E-Wagen die neuen Wagennummern: Alle E-Wagen bis einschließlich E III-4: 1800-1899, E III-5: 1900-1999. Die Triebwagen bekamen die gerade, Beiwagen eine ungerade Wagennummer.
Auch nach der Wende 1990 blieb das Einsatzgebiet der E-III-Züge auf der Linie E, die nun U5 hieß, beschränkt. Man wollte einen E-III-Zug zur technischen Überholung in die HW Seestraße überführen. Dies scheiterte bereits im Waisentunnel, als Fahrzeug-Unterbauten die Stromschiene berührten. Die BVG unterließ daraufhin jede Überlegung, diese Züge irgendwie in die Seestraße transportieren zu können, ganz zu schweigen von Einsätzen auf anderen U-Bahnlinien. Der Einsatz auf anderen Linien hätte ohnehin erhebliche Umbauten in der Signaltechnik der Züge erforderlich gemacht.
Bis 1990 erfolgten die Hauptuntersuchungen der E-Wagen im Reichsbahnausbesserungswerk Schöneweide. Seither stand aus Kostengründen das RAW nicht mehr zur Verfügung. Da die HW Seestraße unerreichbar war (siehe oben), schaffte man die Züge auf dem Schienenwege via Wuhletal zum BVG-eigenen S-BW Wannsee. Dies war ab 1994 aufgrund der Übergabe der S-Bahn an die mittlerweile vereinigte Deutsche Bahn ebenfalls nicht mehr möglich. Da ein Straßentransport für Wartungsarbeiten zur Seestraße nicht in Erwägung gezogen wurde, hatte die BVG eine grundsätzliche Entscheidung im Bezug auf die Zukunft dieser Züge zu treffen.
Bereits im August 1993 wurden erste Züge dieser Bauart wegen Unfallschäden abgestellt. Nachdem die mittlerweile wiedervereinigte BVG fortlaufend moderne U-Bahnzüge (F90 und F92) beschaffte, dachte man bald an die Ausmusterung der ältesten Wagen der Baureihe E. Zunächst schien es so, dass die Metro in Warschau (vermittelt durch die AEG) Interesse an den alten Zügen haben könnte, doch Warschau sprang ab. Zunächst sollten die Züge schrittweise bis Ende 1999 abgestellt werden, doch sehr kurzfristig beschloß die BVG nicht nur die älteren sondern alle E-III-Züge aus dem Einsatz zu nehmen, da der Wartungsaufwand in keinem vernünftigen Verhältnis mehr stand. (HU-Wartungen konnten nicht in BVG-eigenen Werkstätten ausgeführt werden) Außerdem waren die Betriebs- und Unterhaltskosten enorm, die Züge waren bekannt als "Stromfresser".
Im November 1993 wurden daraufhin die ersten Züge abgestellt. Von Monat zu Monat waren weniger E-Züge im Einsatz auf der U5, sie wurden durch Züge der Bauart D und DL abgelöst. Am Samstag, dem 9. Juli 1994 kamen letztmalig E-Züge in den Fahrgasteinsatz. Abschiedsfahrten für die Öffentlichkeit fanden am 16. Juli 1994 statt. Zwischen Juli 1994 und Januar 1995 wurden die Züge auf dem Schienenwege nach Ferchland in der Altmark transportiert. Dort fand in den Folgemonaten die Verschrottung statt.
Einige E-Wagen wurden museal erhalten und sind heute noch fahrfähig:
E-III.1:
Triebwagen 1804 und 1816, Baujahre 1962/63 sowie
Beiwagen 1805 und 1817, Baujahre 1962/63
E-III.5:
Triebwagen 1914 und 1916, Baujahr 1986 sowie
Beiwagen 1915 und 1917, Baujahr 1986
E-III.3:
Triebwagen 1880 Baujahr 1972 und
Beiwagen 1881, Baujahr 1972. Diese Beiden Wagen dürften wohl ehr Ersatzteilspender sein.
Lesetipp
Die Fahrzeuge der Berliner U-Bahn, Typ E
Andreas Biedl, Norbert Walter
Erschienen im Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2001
Dieses außerordentlich detaillierte Buch kann ich wirklich jedem empfehlen, der sich für die Züge des Typs E interessiert.
Eine Leserzuschrift und dieses Buch haben mich dazu inspiriert, dieses Kapitel völlig zu überarbeiten.
Herzlichen Dank für die Tipps an den anonymen Leser!
Planungsstudie "Typ E IV"
Die DDR bzw. die BVB planten schon weiter: Zwar hat man seit den Mitte 50er Jahren brauchbare U-Bahnzüge entwickelt, aber die Technik dieser Züge stammte größtenteils aus S-Bahnzügen, die in den 20er und 30er Jahren gebaut wurden, und somit schon sehr alt war. Dies war auch der BVB klar. Andererseits wurden enorme Anstrengungen seitens der Industrie unternommen, einen modernen S-Bahnzug zu entwickeln. Dies gelang dann ja auch mit der Baureihe 270 (heute: 485), die in den Jahren zwischen 1987 und 92 für die Deutsche Reichsbahn in Serie produziert wurden (Baumuster entstanden bereits 1979/80). Bei LEW in Hennigsdorf gab es bereits seit den 80er Jahren Unterlagen für einen neuen U-Bahnzug für die Großprofillinie E als Nachfolger der E-III-Züge. Man hatte den Zeitrahmen so dimensioniert, dass Mitte der 90er Jahre mit der Auslieferung dieser durchaus modernen Züge begonnen werden sollte. Sie sollten unter anderem einen Drehstromantrieb erhalten, was für Nahverkehrsfahrzeuge in der DDR ein Novum gewesen wäre. Designstudien für diesen neuen Zugtyp hat es nie gegeben, denn mit der Wende 1989/90 wurden die Arbeiten an diesem Zugtyp eingestellt.